Das Bauwerk besteht aus zwei Bauteilen, näm­lich aus dem ursprünglichen Baukörper, dem Zentralbau, und dem späteren Vorhallenbau. Der Zentralbau weist einen quadratischen Grundriss­kern (Vierung) auf, der an allen vier Seiten durch etwas zurückspringende Apsiden erwei­tert ist. So erscheint der Baukörper nach außen hin als Rundbau. Der Eindruck des Rundbaues wird verstärkt durch die auf die Grundrissanordnung nicht direkt eingehende flache Rundkuppelüberdachung. Die Verschmelzung zwischen kreuzförmigem Aufbau und Rundbau ist ein Ty­pus, der gegenüber früheren Anlagen (vgl. Klosterlechfeld) als fortschrittliches Element anzuse­hen ist.

Das Bauwerk wird bekrönt von einer achteckigen Laterne. Sie beherbergte in frühe­ren Zeiten eine Lichtquelle und wurde so zum Wegweiser in dunklen Nächten. Ihre architekto­nische Aufgliederung mit den übereckstehenden Pilastern und den Dreieck- und Segmentgiebelaufsätzen über den schlanken Fenstern lässt noch im auslaufenden 17. Jahrhundert das Ideengut des Elias Holl klar spürbar werden.

Einzigartig ist die an der ehemaligen Eingangs­seite dem Dachgesims aufgesetzte Attika mit fla­chem Segmentboden. Frei vor der Kuppel em­porsteigend, trägt sie durch zwei Arkadenbögen zwischen den breiten, schweren Pilastern die Glocken und gibt den Blick zum Himmel frei. Sie ist ein Unikum eines Glockenturmes – ei­ne kühne, sehr eigenwillige und wohl einmalige Lösung.

Das an der Westseite dem Zentralbau im Jahre 1717 vorgesetzte Langhaus ist ein schlichter Zweckbaukörper mit korbbogenförmi­gen Arkaden, zwei an den Längsseiten, eine an der schmäleren Eingangsseite. Es war ursprüng­lich eine offene Halle und musste leider in neuerer Zeit durch Glaswände abgeschlossen werden.

Das Innere der Vorhalle

Das Innere der Vorhalle tritt dem Besucher ziemlich nüchtern und schmucklos entgegen. Ein Deckenfresko erinnert an die Stiftung des frommen Zöllners. Es zeigt ihn in der Aufma­chung der damaligen Zeit, kniend vor dem Gna­denbild im Alberbaum.

Von den Skulpturen fällt ein expressives barockes Kreuz besonders auf. Sein holzgeschnitzter Kruzifixus mit dem schmerzhaft geöffneten Mund neigt den Kopf ausnehmend stark zur rechten Seite.

An diesen Umstand heftet sich eine Legende: Zu einer Zeit großer Hungersnot in Augsburg gin­gen zwei Friedberger Bauern der Stadt zu, um dort ihre Lebensmittel so teuer wie möglich zu verkaufen. Als sie auf den Steinstufen vor der Kapellentür ausruhten, sahen sie nicht das Kreuz, nicht das Marienbild. Sie beratschlagten nur, wie sie in der Stadt am meisten gewinnbrin­gend ihre Ware anbieten könnten. Erschüttert ob soviel Hartherzigkeit der Menschen wandte sich Christus voll Abscheu zur Seite. So steht seitdem dieses Kruzifix als Warnung für alle Habgierigen da und als Trost für alle Armen. – Zu erwähnen bleibt noch im Vorhaus eine Plastik gegenüber dem Kruzifixus, eine schmerzhafte Muttergottes darstellend.

Das Innere des Zentralbaus

Zur weiteren Betrachtung treten wir weiter ins Innere des sakralen Raumes. Durch die Gitter in ansprechender barocker Schmiedearbeit gelan­gen wir vom Vorraum in den Hauptraum. Man ist überrascht von der Wirkung des hohen und lichten Zentralbaues. Durch die großen Fenster der Nord- und Südapsis sowie durch die Later­ne strömt viel Licht in den Raum und verleiht ihm eine barocke Freudigkeit. Der Grundriss tritt uns klar entgegen. Als Wandgliederung in den Apsiden fallen die stukkierten Fensterumrah­mungen aus Wulstbändern mit einfachen Blat­tornamenten auf. In den Vierungsecken dienen flache glatte Pilaster als Wandaufgliederung. Sie enden unterhalb des Gesimses in Kapitellen nach korinthisch-klassischem Vorbild. Die Wandhochführung wird zur Kuppel hin durch ein kräftiges, zweigeteiltes, auf zierlichen Konso­len sitzendes Gesims abgeschlossen, das mit den Eierstab- und Akanthusornamentbändern einen stark renaissancehaften Einschlag zeigt. Die Apsiden binden durch kräftig gerippte Mu­scheln in das Kuppelgewölbe ein. Das Gewölbe selbst überzieht eine kraftvolle Stukkatur von kräftig geschwungenem Akanthus-Rankenwerk.

Das symmetrische Ornament umspielt, von den Ecken der Vierung ausgehend, vier elegant be­wegte Engel mit erhobenen Armen. Diese schei­nen die Last der über der Kuppel aufgehenden Laterne zu tragen.

Über den Apsidenmuscheln lagert jeweils ein Puttenpaar und weist auf Medaillons mit einfach dargestellten Allegorien über der Glorie Mariens hin. Diese Medaillons sind ebenfalls von Rankenwerk eingebunden in die Gesamt­komposition der Kuppel.

Einen besonderen Reiz erhält der Gesamtraum durch eine in der West­apsis gelungen eingebaute Empore über dem Durchgang vom Langhaus zum Zentralraum. Die massive Brüstung ist in derselben Ausstattung gehalten, wie sie den übrigen Raum ziert. Die Laterne ist wie außen an den Ecken durch flache Pilaster gegliedert. Diese leiten durch zier­liche Kapitelle in das Deckenfresko über, das in fröhlicher Farbgebung eine Darstellung der Krö­nung Mariens zeigt.

Von den Skulpturen ver­dient der gegeißelte Heiland in der Südapsis Be­achtung.

Der in der Ostapsis stehende Hochaltar ist ein in barocker Form gehaltener Aufbau mit flankie­renden Säulen und Segmentbogengiebel. Das Altargemälde zeigt eine Dreifaltigkeitsdarstel­lung in einer Komposition, wie sie eigentlich mehr im 18. Jahrhundert üblich war. Vor dem Al­tarblatt beherbergt ein wahrscheinlich in jünge­rer Zeit nachgebildetes Gehäuse das Gnaden­bild, eine Nachbildung der „Altöttinger Mutter­gottes“.
Als beachtliche bildhauerische Werke sind die sechs auf die Altarkomposition einge­henden, sehr bewegten Engelsfiguren anzu­sehen. Hierbei stammen die beiden über dem Giebelbogen von der Hand August Niggls, aus dem Jahre 1761. August Niggl war Angehöriger eines Friedberger Bildhauer- und Goldschmiedegeschlechts (vgl. Monstranz der Stadtpfarrkir­che St. Jakob von Friedberg von Johann Niggl 1731). Die vier anderen Engel dürften vom selben Mei­ster geschaffen sein. Die im Verhältnis zur Kir­chengründung späte Datierung lässt darauf schließen, dass der Altar im mittleren 18. Jahr­hundert eine Änderung erfahren hat. Dies könnte auch die von der Marienkirche abwei­chende Thematik des Altargemäldes erklären. Ebenso ist es mit der auf dem Altargiebelbogen sitzenden Herz-Jesu-Darstellung, ein Werk, das gleichzeitig mit den bereits erfassten Engeln ent­standen sein dürfte. Beachtenswert sind noch vier großartige barocke Leuchter auf dem Al­tartisch.

Maria Alber, ehemals einsam gelegen zwischen Feldern, wird heute immer mehr eingekreist von der sich ausweitenden Siedlung und dem ausgreifenden Großstadtbetrieb. Mit der alten Lin­denallee bietet es aber heute noch neben der rastlos modernen Verkehrsstraße ein Bild alter Kultur, um so mehr, als es nun nach der Renovierung wieder in neuem Glanz erstrahlt.

Hubert Bernhard
Der (gekürzte) Text stammt aus der Festschrift „Wallfahrt St. Maria Alber“ von 1967. Er wurde auch in die Festschrift zur Wiedereröffnung nach der Renovierung 1987/88 aufgenommen.